Kapitel 10
Abby hörte Dantes leises Stöhnen, als seine Hände sich bewegten, um ihre Hüften zu umfassen und sie heftig gegen seinen anschwellenden Schwanz zu pressen.
»Abby?«
Sie beugte sich nach vorn. Ihr Körper stand bereits völlig in Flammen. In diesem Augenblick fühlte sie sich vollkommen zu Hause in dieser Höhle. Mit Sicherheit waren ihre Triebe so primitiv wie die eines Neandertalers. Etwas wollen. Es nehmen.
»Was?«, murmelte sie und warf den Kopf in den Nacken, als seine Lippen sich ihren "Weg an ihrem Hals entlang nach unten bahnten.
»Du weißt, dass du nicht klar denkst?«
»Macht mir nichts aus.«
Seine Zunge zeichnete eine Linie über ihr Schlüsselbein.
»Ich möchte nur nicht, dass du zur Vernunft kommst und irgendeine interessante Stelle für diesen Pflock findest, mit dem du mir ständig drohst«, stieß er heiser hervor.
Zur Antwort lehnte Abby sich nach hinten, so dass sie ihr Hemd über den Kopf ziehen konnte. Sie warf es beiseite und ließ rasch ihren einfachen Baumwollbüstenhalter folgen.
»Ich habe schon akzeptiert, dass ich völlig wahnsinnig geworden bin. Was bedeutet da noch ein bisschen mehr Wahnsinn?«
Sein gequältes Stöhnen hallte durch die dunkle Höhle, und in seinen Augen blitzte ein silbernes Feuer auf, als seine Hände zärtlich ihre Brüste umfassten.
»Ich hoffe, es ist ein guter Wahnsinn«, murmelte er, deutlich abgelenkt, als seine Daumen über ihre Brustwarzen streiften.
Sie erbebte vor Erregung. »Ja.«
Er beugte den Kopf nach unten und schloss die Lippen um ihre Brustwarze.
»Und was ist mit noch besserem Wahnsinn?«
Ihre Augen schlossen sich von selbst, als eine scharfe, bohrende Lust sie durchzuckte.
»Oh... ja.«
»Zum Teufel.« Während Dante noch immer ihre Brustwarze mit seiner Zunge marterte, nahm er geschickt den Verschluss ihrer Jeans in Angriff. Da sie ihm nachdrücklich dabei half, saß sie bald nackt auf seinem Schoß. Er zog sie dicht an sich und küsste sie mit verzweifelter Gier.
»Ich habe so lange davon geträumt, Liebste. Ich muss einfach wissen, dass das hier nicht bloß eine neue Fantasie ist.«
»Ich bin keine Fantasie«, versicherte sie ihm.
Er lachte leise, und seine Hände glitten über ihren Rücken und ihre Hüften. »Das ist eine Meinungsfrage.«
»Dante«, flüsterte sie.
»Du bist so warm. Ich könnte in deiner Hitze ertrinken.«
»Ich glaube, dir wäre sicher wärmer, wenn du ein paar von diesen Klamotten ausziehen würdest«, schlug sie kühn vor.
»Viel wärmer.« Seine Bewegungen waren ruckartig, als er ihr dabei half, die letzten Hindernisse, die es zwischen ihnen noch gab, zu entfernen.
Abby hielt den Atem an, als sie seine volle Erregung zu Gesicht bekam, und ein tiefes Verlangen breitete sich plötzlich in ihr aus. Sie wünschte sich eigentlich eine langsame, köstliche Verführung, aber der Gedanke daran, ihn tief in ihrem Inneren zu spüren, weckte die Sehnsucht in ihr, ihre Absicht aufzugeben und sich einfach in einer Woge heidnischer Hitze mit ihm zu vereinigen.
Offensichtlich verstand Dante ihr Zögern falsch. Er streichelte sanft mit der Hand über ihre Wange.
»Bist du dir wirklich sicher, Abby?«
»Ja«, stieß sie mit einiger Mühe hervor. Sie rang um die Kontrolle über die heiße Woge ihrer Sehnsucht. »Im Moment ist das das Einzige, womit ich mir sicher bin.«
Dante warf ihr einen langen, prüfenden Blick zu. Dann nahm er langsam ihr Gesicht in beide Hände und zog sie an sich, um sie mit schmerzhafter Sanftheit zu küssen. Abby schmolz in seinen Armen dahin. Sie hatte nicht übertrieben. In diesem Moment schien es nichts zu geben, was richtiger war, als in den Armen dieses Vampirs zu liegen.
Mit dem merkwürdigen Gefühl eines Selbstvertrauens, über Dantes muskulöse Brust gleiten. Seine Haut war so glatt wie Seide und lud zu einer intimeren Berührung ein.
Ohne nachzudenken, beugte sie den Kopf nach vorn, um ihre Lippen über seine Schultern wandern zu lassen, und genoss die erotische Macht, die durch ihr Blut strömte.
»Mein Meister«, flüsterte sie und fuhr fort mit ihrer sehr überzeugenden Liebkosung. »Gefällt dir das?«
»Ja«, knurrte er, und seine Hände umklammerten ihre Hüften, als er versuchte, die Kontrolle über seine wachsende Begierde zu behalten.
»Und das?«, flüsterte sie, wobei sie sich stetig immer weiter nach unten bewegte.
»O ja.«
»Und das?«
»Abby«, keuchte er, als sie die Hand nach den angespannten Muskeln in seiner Lendengegend ausstreckte.
»Ja, Dante?«
»Wenn du das beibehältst, wird es eine Fantasie für eine Person werden«, stieß er hervor.
Sie gab ein kehliges Lachen von sich, während sie ganz bewusst ihren Körper an seiner Brust rieb.
Jeder Nerv in ihrem Körper fühlte sich lebendig an und war so sehr sensibilisiert, dass es fast schmerzhaft war.
»Ich versuche dich bloß davon zu überzeugen, dass ich kein Traum bin.«
Ohne Vorwarnung zog er sie näher an sich. Sie schnappte nach Luft, als seine Erektion sich in der feuchten Hitze zwischen ihren Beinen wiederfand.
Abby bewegte sich versuchsweise, und das dumpfe Pochen in ihrem Unterleib verwandelte sich in Vergnügen, als seine Penisspitze einfach in ihren Körper glitt. Doch er drang nicht ganz in sie ein, sondern packte sie an den Hüften und sah sie mit glühenden Augen an.
»Alles, was du tust, zeigt mir immer deutlicher, dass das hier eine Fantasie ist«, keuchte er.
»Brauchst du noch mehr Beweise?«, neckte sie ihn. »O nein, jetzt küsse ich dich«, teilte er ihr mit und zog sie an seine wartenden Lippen. »Und zwar überall.«
Er drückte ihr einen langsamen und sehr intensiven Kuss auf die Lippen. Dann ließ er seinen Mund über ihr Gesicht wandern und weiter an ihrem zarten Hals entlang. Abbys Finger gruben sich in seine Schultern, als er sie mitleidlos nach oben zog und ihre harte Brustwarze zwischen seine Zähne nahm. Sie stieß einen leisen Schrei aus, als er daran saugte. Die Lust wallte heftig in ihr auf, und sie warf den Kopf in den Nacken.
Dante wandte der anderen Brust seine Aufmerksamkeit zu und sorgte unnachgiebig dafür, dass Abbys Verlangen auf einen fieberhaften Höhepunkt zusteuerte. Sie wollte Dante in sich spüren.
Sie wollte, dass die machtvollen Stöße seiner Erektion sie bis an jene wunderbare Grenze brachten und über die Kante stießen.
Doch während Abby sich bemühte, ihren Körper mit seinem verschmelzen zu lassen, hob er sie noch höher. Sie fand sich auf ihren wackligen Beinen stehend wieder, und sein Mund neckte die angespannten Muskeln ihres Bauches und biss sanft in ihr zitterndes Fleisch. Sie stöhnte protestierend, und dann öffneten sich ihre Augen, als sein suchender Mund noch weiter nach unten wanderte und ihren feuchten Schoß fand.
Einen Augenblick lang fiel es Abby schwer, aufrecht stehen zu bleiben, als er die Zunge ausstreckte, um ihr hochsensibles Fleisch damit zu liebkosen.
Es lag etwas äußerst Dekadentes darin, wie sie so über ihm schwebte, während er sie geschickt dem Punkt immer näher brachte, an dem es kein Zurück mehr gab.
Aber dann übernahmen die Gefühle die Oberhand, und Abby schloss die Augen und ließ es einfach zu, dass er ihr Vergnügen bereitete.
Mit aufreizender Sorgfalt fand er das Zentrum ihrer Lust, wobei er ihre Hüften mit seinen starken Händen stützte. Abby biss die Zähne zusammen, als er sie sanft liebkoste und die Anspannung damit noch weiter aufbaute. Sie war so gefesselt von der intensiven Lust, die er in ihr erweckte, dass es schon fast zu spät war, als sie sich seiner magischen Berührung ganz plötzlich entzog.
»Nein, Dante«, keuchte sie.
Als ob er spürte, dass sie ihn in sich fühlen wollte, wenn sie kam, half er ihr, sich auf die Knie niederzulassen, und brachte sie in die richtige Position, so dass er langsam in sie eindringen konnte.
Abby seufzte erleichtert, während sie immer tiefer drängte, und sie wusste, dass sich noch nie etwas so richtig angefühlt hatte, wie ihn in sich zu haben.
Einen Augenblick lang kostete sie bloß das Gefühl der Erfüllung, der Vollkommenheit aus. Aber als er unnatürlich still blieb, hob sie widerstrebend ihre schweren Lider, um ihm einen irritierten Blick zuzuwerfen.
»Dante?«
»Du hast mit dieser Verführung angefangen«, stieß er heiser hervor. »Du kannst sie auch zu Ende bringen.«
Mit einem langsamen Lächeln legte sie ihre Hände auf seine Brust und hob ein wenig die Hüften, bevor sie wieder nach unten glitt.
Dante stöhnte auf, und seine Finger umklammerten Abby krampfhaft. »Mein Gott, du bringst mich um. Erneut.« Abby glitt nach oben, bevor sie sich wieder nach unten gleiten ließ. Dantes Hüften hoben sich von dem mit Sand bedeckten Boden, und er runzelte schmerzerfüllt die Stirn.
Abby lächelte und genoss mit berauschender Befriedigung in vollen Zügen das Wissen, dass Dante ihr völlig ausgeliefert war.
In diesem Augenblick gehörte er ihr. Und er war auf so intime Weise an sie gebunden, als seien sie eins.
Eine einzige Seele, ungeachtet, ob er eine besaß oder nicht.
Ein einziges Herz, ob es nun schlug oder nicht. Ein einziger Körper.
Mit langsamen, gezielten Bewegungen spannte Abby Dante und sich bis an den Rand der Raserei auf die Folter und weigerte sich, das Tempo anzuheben, selbst als er sie um Gnade anflehte.
Erst als sie merkte, dass ihre Muskeln sich unausweichlich anspannten, um sich gleich explosionsartig zu entspannen, gab sie Dantes abgehackten Aufforderungen nach und ließ es zu, dass er ihre Hüften packte, so dass er kraftvoll in sie stoßen konnte.
Er stieß einen Freudenschrei aus, während sie sich gleichzeitig heftig über ihm krümmte.
Einen Moment schwebte sie außerhalb der Zeit, in einem Zustand der reinen Glückseligkeit, gegen Dante gepresst, bevor sie vollkommen erschöpft zusammenbrach.
Sie wurde von der Macht ihrer Lust geschüttelt, aber .iuf seltsame Weise von den Armen getröstet, die sie umschlangen und sie eng an seinen harten Körper drückten.
Es fühlte sich an, als sei sie vom Dach eines Wolkenkratzers gestoßen worden, nur um zu entdecken, dass sie in der Sicherheit von Dantes Umarmung aufgefangen wurde.
Dante spürte offenbar ihre turbulenten Gefühle, denn er streichelte sanft ihre zerzausten Locken und gab ihr einen beruhigenden Kuss auf die Stirn.
»Alles in Ordnung, Abby?«
Sie schmiegte sich an seinen starken Körper. »Mehr als in Ordnung.«
»Und du denkst nicht an eine wollüstige Pfählung?«
»Nicht im Moment.«
»Gut.« Er lachte leise, während seine Lippen geistesabwesend über ihre Schläfe glitten. »Im Gegensatz zu den meisten Vampiren möchte ich meine Leidenschaft ohne Schmerz, Blutvergießen oder die Bedrohung durch eine bevorstehende Pfählung genießen.«
Abby ließ träge ihren Kopf nach hinten fallen und begegnete seinem funkelnden Blick. »Und was ist mit Sasha?«
Ein entschieden selbstgefälliges Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich habe dir doch gesagt, dass es keinen Grund zur Eifersucht gibt, meine Süße. Die Sache mit Sasha war im gleichen Augenblick Vergangenheit, als du auf Selenas Türschwelle auftauchtest.«
Ihr Herz machte einen Satz, aber sie sah ihn mit skeptischer Miene an. »Ich glaube dir nicht.«
Er wölbte eine Braue. »Dass Sasha Vergangenheit ist?«
»Dass du mich auch nur bemerkt haben willst, als ich auf Selenas Türschwelle aufgetaucht bin«, stellte sie in einem trockenen Tonfall klar.
Seine Finger zeichneten ziellos Muster auf die nackte Haut ihres Rückens, während er sie amüsiert anblickte.
»Oh, ich habe dich bemerkt. Wie hätte ich dich nicht bemerken können?« Er lächelte spöttisch über sich selbst. »Von dem Moment an, als du ins Haus kamst, hat mich diese furchtbare Reinheit gequält. Sie hat mich verfolgt, bis ich dich nicht mehr aus dem Kopf bekam. Ich wusste, dass ich dich verführen würde, noch bevor ich deinen Namen kannte.«
Abby lachte mit erstickter Stimme über seine ungeheure Arroganz. »Geht es nicht noch ein bisschen eingebildeter?«
Er zuckte die Achseln. »Einige Dinge sind unabänderlich.«
Abby schwieg. Sie war nicht gerade eine große Philosophin. Verdammt, sie wusste nicht einmal, was so ein Philosoph eigentlich wirklich tat. Aber sie wusste, dass Worte wie »unabänderlich«, »Schicksal« oder »Vorsehung« nicht gerade zu ihrem Wortschatz gehörten.
»Nein, es gibt so etwas wie >unabänderlich< nicht«, erwiderte sie mit fester Stimme.
»Warum sagst du das?«, fragte er sie, eher neugierig als gekränkt.
»Nun ja, wenn es ein in Stein gemeißeltes Schicksal gäbe, dann wäre ich eine alkoholsüchtige Nutte, die für eine billige Flasche Whisky auf dem Straßenstrich arbeiten würde.«
Ihr Tonfall war locker, aber sie fühlte, wie Dante sich unter ihr anspannte und seine Finger in ihr Fleisch krallte.
»Du darfst solche Dinge nicht sagen«, meinte er heiser.
Sie wich ein Stück zurück, um ihn mit ernstem Gesicht anzusehen. »Warum nicht? Es ist doch wahr. Meine Eltern waren beide Alkoholiker. Ihnen hätte nicht erlaubt sein sollen, sich einen Hund zu halten, geschweige denn, sechs Kinder zu bekommen. Mein Vater sprach mit seinen Fäusten und tat uns allen einen Gefallen, wenn er nach einem Saufgelage vergaß, nach Hause zurückzukehren. Und meine Mutter verließ ihr Bett nur lange genug, um sich eine neue Flasche Whisky zu holen. Meine Brüder sind so schnell abgehauen, wie sie konnten, und ich blieb allein zurück, um zuzusehen, wie meine Mutter starb. Was glaubst du wohl, was für ein Schicksal auf mich wartete?«
Dante zog Abby wieder fest an sich und ließ sein Kinn auf ihrem Scheitel ruhen.
»Das Schicksal hat nichts damit zu tun, woher du kommst oder wer deine Eltern sind«, erklärte er heftig. »Das Schicksal kommt aus dem Herzen und aus der Seele. Du konntest nie etwas anderes als außergewöhnlich sein, Abby Barlow.«
In seiner engen Umarmung fühlte sie sich tatsächlich außergewöhnlich. Sie war nicht mehr das schmutzige kleine Mädchen, das auf der Straße herumstreunte, weil es Angst hatte, nach Hause zu gehen. Oder der Teenager, der einen Sicherheitsabstand zu anderen Leuten einhielt, weil er nicht wollte, dass sie die Wahrheit über seine Familie erfuhren. Oder auch nur die langweilige, schnell alternde Frau, die darum kämpfen musste, ein Dach über dem Kopf zu haben.
Sie war mutig und kühn. Die Geliebte eines Vampirs. Die Frau, die das Schicksal der Welt in ihren Händen hielt.
Ein müdes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.
Gott mochte die Welt schützen, wenn sie deren letzte Hoffnung war.
»Ich weiß nicht, ob ich außergewöhnlich bin«, murmelte sie, »aber ich bin definitiv erschöpft.«
»Dann solltest du schlafen.« Er presste sanft die Lippen auf ihr Haar. »Ich verspreche, dich zu beschützen.«
Abby ließ es zu, dass ihr die Augen zufielen.
Ohne Zweifel sollte sie Pläne machen und über ihre Möglichkeiten nachdenken. Oder sogar zum letzten Versammlungsort des Hexenzirkels zurückkehren, um zu ergründen, ob sie irgendeinen Hinweis darauf finden konnte, wohin die Hexen geflüchtet waren.
Wer wusste, was sich vielleicht gerade in diesem Moment anschlich und sie umzingelte?
Aber gerade in diesem Moment gefiel es ihr besser, die Rolle der Scarlett O'Hara zu spielen als die der Lara Croft.
Sie würde über all das nachdenken... morgen.
Dante war ein eingefleischter Zyniker. Wie hätte er auch etwas anderes sein können? Er war unsterblich. Er hatte schon alles getan und alles gesehen.
Das meiste davon mehr als einmal.
Es gab nun nichts mehr, was ihn noch überraschen konnte. Nichts bis auf die Frau, die in diesem Augenblick zusammengerollt in seinen Armen lag.
Schon ihr außergewöhnlicher Mut hatte ihn erstaunt. Und natürlich war er geblendet von ihrer Schönheit. Aber dass sie sich ihm mit einer so unverfälschten, köstlichen Hemmungslosigkeit hingegeben hatte...
Das reichte aus, um sogar einem übersättigten Wesen der Nacht ein Gefühl der Fassungslosigkeit zu verleihen.
Ein schiefes Lächeln kräuselte seine Lippen, und seine Hand strich sanft über Abbys Locken. Er war nicht daran gewöhnt, eine Frau stundenlang in den Armen zu halten, wenn sie schlief. Das war nicht die Art von Vampiren. Sie waren von Natur aus Einzelgänger. Und sogar, wenn sie zusammen waren, strebten sie nicht nach einer so zärtlichen Intimität. Leidenschaft war gut und schön, aber wenn man sie hinter sich gebracht hatte, gab es keinen Grund mehr zu bleiben.
Nur Menschen verspürten das Bedürfnis, tierische Instinkte hinter einer hübschen emotionalen Verpackung zu verstecken. Vielleicht waren Vampire nicht annähernd so weise, wie sie immer geglaubt hatten, gestand er sich reuevoll ein.
Da Dante auf jede kleinste Bewegung Abbys sensibel reagierte, bemerkte er es sofort, als sie sich zu bewegen begann. Schwarze Wimpern flatterten und hoben sich dann, um schläfrige blaue Augen zu enthüllen.
»Dante?«, murmelte Abby.
Seine Arme umfassten sie instinktiv fester. »Ich bin hier, Liebste.«
»Hast du überhaupt geschlafen?«
Dante zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht viel Schlaf nötig.«
»Da wir gerade von >nötig< sprechen, ich muss mal nach draußen.«
Mit einem bedauernden Gesichtsausdruck entzog Abby sich ihm und zog ihre verstreut herumliegenden Kleidungsstücke an. Dante erhob sich ebenfalls und wandte den Blick nicht von ihren linkischen Bewegungen ab.
»Du gehst doch nicht weit?«, ermahnte er sie, als sie sich auf den Weg zum Höhleneingang machte.
Sie warf ihm einen schiefen Blick zu. »Mach dir keine Sorgen.«
Ihre Worte hätte sie sich ebenso gut sparen können, das wurde Dante klar, als sie aus der Höhle schlüpfte. Natürlich würde er sich Sorgen machen. Verdammt sollte die Sonne sein, die viel zu langsam unterging und verhinderte, dass er ihr folgte.
Wenn irgendetwas geschah, würde er Abby nicht helfen können.
Er durchschritt die Höhle. Das dauerte insgesamt fünf Sekunden. Er kämmte sein verfilztes Haar mit den Fingern und band es ungeduldig im Nacken zusammen. Das dauerte beinahe drei Minuten. Dann lief er wieder durch die Höhle. Und noch einmal. Und noch einmal.
Zehn Minuten später erwog er ernsthaft, die Höhle zu verlassen, um sich zu vergewissern, dass Abby noch lebte. Glücklicherweise verhinderte das Geräusch ihrer Schritte seinen vorschnellen Tod durch die untergehende Sonne. Er trat so nahe an den Eingang, wie er es wagte, und stand ihr direkt im Weg, so dass sie ihm unmittelbar in die Arme lief.
Er war augenblicklich beunruhigt, als er spürte, dass sie zitterte.
»Abby? Stimmt irgendetwas nicht?«
Abbys Augen waren geweitet. »Ich weiß es nicht. Da draußen waren... Schatten.«
Dante versteifte sich und dachte sofort darüber nach, wie er sie beschützen konnte, während sie in der Höhle praktisch in der Falle saßen. Verdammt, er hatte nicht damit gerechnet, dass sie jemand so schnell finden würde.
»Schatten?«
»Nein, das stimmt nicht ganz.« Sie schüttelte frustriert den Kopf. »Es waren eher so silbrige... Dingens.«
Er sah sie erstaunt an. »Vielleicht wäre es besser, wenn du englisch zu sprechen versuchtest, Liebste. Ich kenne die Übersetzung für >Dingens< nicht.«
Sie drehte sich um und zeigte gebieterisch auf den Höhleneingang.
»Da.«
Dante kam den verblassenden Sonnenstrahlen gefährlich nahe, als er sich die Bäume in der Nähe ansah. Seine Anspannung verflog bei dem Anblick der schlanken Silbergestalten, die durch die Schatten huschten.
»Ah.«
»Was ist das?«
Dante zuckte die Achseln. »Ich nehme an, du würdest sie als übernatürliche Wesen bezeichnen.«
Abby stellte sich dicht neben ihn. Offenbar war sie sich nicht bewusst, dass ihre süße Hitze ihn einhüllte und alle möglichen köstlichen Reaktionen in ihm hervorrief.
»Feen?«
»Eigentlich handelt es sich bei ihnen um Dämonen«, antwortete er zerstreut.
»Na toll.«
Er blickte in ihr angespanntes Gesicht. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen; sie sind sehr sanft und sehr scheu. Das ist auch der Grund, warum sie so abgelegene Orte bevorzugen.«
Seine Worte sollten Abby eigentlich trösten, aber sie hob die Hände, um sie gegen ihre Schläfen zu drücken.
»Das ist Wahnsinn.«
»Was?«
Sie seufzte schwer. »Bis vor zwei Tagen waren Dämonen für mich nicht mehr als irgendwas aus einem Schundhorrorfilm. Und jetzt stolpere ich jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, über sie. Die können doch nicht plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht sein.« ,
»Nein.« Dante zog sie in seine Arme und strich ihr mit den Händen beruhigend über den Rücken. »Es gab sie schon immer. Weitaus länger als Menschen.«
»Und warum habe ich sie dann nicht schon vorher gesehen?«
»Weil du die Welt nicht mit diesen Augen gesehen hast.«
»Wie bitte?« Sie zwinkerte, bis plötzlich die Erkenntnis einsetzte. »Oh, du meinst den Phönix?«
»Ja.« Seine Hände streichelten weiterhin über ihren schlanken Rücken, aber er konnte sich nicht einmal selbst einreden, dass er das noch immer tat, um sie zu beruhigen. »Die meisten Sterblichen ziehen es vor, nur das zu sehen, was sie sehen wollen, und natürlich besitzen die meisten Dämonen die Fähigkeit, sich versteckt zu halten.«
»Sogar Vampire?«, fragte Abby.
»Wenn das unsere Absicht ist.« Dante hörte ein leises Summen in der Luft und drehte Abby wieder in Richtung der engen HöhlenöfFnung, während er ihre Taille mit seinen Armen umschlang. »Sieh mal.«
»Was meinst du?«
Er beugte sich zu ihrem Ohr herunter und flüsterte ihr zu: »Sie tanzen.«
Einen Moment lang war nichts zu sehen. Doch als Abby gerade ungeduldig von einem Fuß auf den anderen zu treten begann, verschwand die Sonne hinter der Baumreihe, und in der einsetzenden Dunkelheit begannen die silbrigen Gestalten zu leuchten.
Sie glühten in dunkelroten, smaragdgrünen und goldenen Farbtönen und huschten umeinander. Ihre spielerischen Kapriolen schufen ein überwältigendes Farbenspiel.
»Du meine Güte«, keuchte Abby. »Das ist so wunderschön.«
»Du klingst überrascht.«
»Es ist nur so, dass ich nie...«
Ihre Worte verklangen, als würde ihr bewusst, dass sie im Begriff war, ein instinktives Vorurteil zum Vorschein kommen zu lassen. Dantes Lippen verzogen sich zu einem humorlosen Lächeln. Er konnte ihr keinen Vorwurf machen. Sie befand sich noch immer in einem Schockzustand durch all die Dinge, die geschehen waren. Und die Dämonen, die sie bisher kennengelernt hatte, hatten kaum zu der Art gehört, die ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit vermittelten.
»...Schönheit unter Dämonen erwartet hätte?«, beendete er trocken Abbys Satz.
Sie drehte sich langsam um und erwischte ihn unvorbereitet, als sie sich eng an ihn presste und ihm lächelnd tief in die Augen sah.
»Eigentlich habe ich schon festgestellt, dass einige Dämonen unglaublich schön sein können.« Ihre Augen verdunkelten sich, und ihre Hand begann Dante auf eine Art zu streicheln, mit der er sehr einverstanden war. »Und unglaublich sexy.« Er knurrte wild vor Lust. »Du spielst mit dem Feuer, Liebste.« »So, so, mit dem Feuer«, neckte sie ihn. »Ich wusste, dass du gefährlich sein würdest, nachdem du deinen Wünschen endlich freien Lauf gelassen hast«, meinte er mit heiserer Stimme, nahm sie auf die Arme und trug sie in den hinteren Teil der Höhle.